Tag 8: Vom kontaminierten Rieselfeld zum Erholungsgebiet

Um 1870 war Berlin eine der größten Städte der Welt.
Mit dem Wachstum gab es neue Herausforderungen des städtischen Lebens zu bewältigen; eine davon war die Abwasserreinigung.




An den Stadträndern von Berlin wurden Rieselfelder angelegt. Das Abwasser wurde großflächig auf einem durchlässigen, kiesigen Boden verrieselt und die Inhaltsstoffe so mechanisch festgehalten und später von Mikroorganismen abgebaut. Sehr schnell gelang es Epidemien und Typhuserkrankungen einzudämmen.

Mit Zunahme der Industrialisierung wurde
der Anteil der Industrieabwässer immer größer und somit auch die Schwermetallbelastung der Rieselfelder. Im Lauf der Jahre wurden die Rieselfelder selbst zum Problem.
Erst mit dem Bau von großen Klärwerken in den 80er Jahren wu
rde die Rieselfeldwirtschaft eingestellt. Nach über 100 Jahren der Kontaminierung stellen die ehemaligen Rieselfelder heute eine erhebliche Gefährdung für das Grundwasser, die Pflanzen und Tiere und somit auch den Menschen dar.



In wissenschaftlich begleiteten Pilotprojekten wird lehmiges, kalkhaltiges Substrat zur besseren Schadstoffbindung in den Boden eingebracht. Dieser wird tief gefräst, umgewälzt und recht schnell begrünt, damit Pflanzen und Bäume weitere Schadstoffe (z.B. die im Wasser gelösten) aus dem Boden ziehen.

Mittlerweile weiden Highlandrinder und Konikpferde
auf einigen ehemaligen Rieselfeldern. Auch an ihnen wird beobachtet, inwieweit die Böden (und somit auch die Pflanzen) sich wieder erholen. Andere stillgelegte Rieselfelder bieten mittlerweile Wasservögeln und Kleinstlebewesen einen relativ ungestörten Lebensraum.



[Interessant sind Führungen über die ehemaligen Rieselfelder, die von der „Arbeitsgemeinschaft Beweidung“ durchgeführt werden und die Informationen zur Berliner Kanalisation der „Berliner Unterwelten e.V.“: http://berliner-unterwelten.de/die-kanalisation.315.0.html]


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